Bald zwei Jahre ist sie her, die letzte Kommunalwahl. Wie blicken unsere zwei jüngsten Kreis- und Gemeinderäte auf diese Zeit zurück?
Florian Nußbaumer, 27, Eberhardzell. Studierte Wirtschaftsinformatik und arbeitet bei einem oberschwäbischen Maschinenbauer. Seit 2019 sitzt er im Gemeinderat von Eberhardzell.
Alexander Wenger, 20, Baltringen. Studiert aktuell Agrarwissenschaften. Seit 2019 sitzt er im Kreistag von Biberach.
2019 war für mich ein besonders spannendes Jahr. Ich kandidierte zum ersten Mal für den Kreistag, als auch den Gemeinderat. Beendete erfolgreich mein Studium der Wirtschaftsinformatik und statt direkt ins Berufsleben einzusteigen, ergriff ich die Chance mich im Europawahlkampf einzubringen. Ich wurde Mitarbeiter von unserem Europaabgeordneten Norbert Lins und begleitete Ihn während des Wahlkampfes durch unseren Regierungsbezirk.
Der 25. Mai war der Tag der Entscheidung und war gleich drei Mal spannend. Die Gemeinderatswahl, die Kreistagswahl und die Europawahl am selben Tag. Norbert Lins wurde wieder ins Europäische Parlament gewählt. Ich zog in den Eberhardzeller Gemeinderat ein. Für den Kreistag reichte es nicht, dennoch konnte ich auf ein super Ergebnis zurückblicken.
Mit dem Einstieg in die Arbeit eines Gemeinderats, begann für mich eine außerordentlich lehrreiche Zeit. Man bekommt sehr tiefe Einblicke in das Gemeindegeschehen, lernt eine riesige Themenbreite kennen und lernt besonders den Wert von einem vielfältig zusammengesetzten Gremium wertzuschätzen. Gerade als Neuling ist man auf das Wissen der alten Hasen angewiesen, die sich teils an 30 Jahre alte Beschlüsse zurückerinnern und viel Lebenserfahrung einbringen.
Großartig finde ich, dass Digitalisierungsthemen gut vorankommen. Zu Beginn durfte ich noch miterleben, wie zentimeterhohe Papierberge an Sitzungsunterlagen nach Hause geschickt wurden, mit denen sich zügig dicke Ordner füllen lassen. Zum Glück wurden wir dank der Einführung von Tablets und einem Rathausinformationssystems zeitnah papierlos, was die Arbeit einfacher gestaltet und das Anlegen dicker Ordner in die Vergangenheit verbannte. Zudem wurde beschlossen, zukünftig Bauplätze mithilfe einer Software digital zu verwalten und zu vergeben.
Weniger erfreulich empfand ich die Entscheidung des Gemeinderats, anstelle eines Kindergartenneubaus, welcher sich direkt an das bestehende Kindergartengelände angefügt hätte, ein altes Gebäude zu sanieren und als Kindergarten zu nutzen. Ich halte diese Lösung nur bedingt für zukunftsfähig, aber auch das gehört zum Tätigkeitsprofil eines Gemeinderats, sich den Entscheidungen der Mehrheit zu fügen.
Die Tätigkeit als Gemeinderat ist zeitintensiv, häufig auch anstrengend, doch durch die politische Arbeit kann ich stetig etwas Neues lernen und einen positiven Beitrag für meine Mitmenschen und unsere Umwelt leisten. Das bereitet mir Freude und treibt mich an.
Bei der vergangenen Kommunalwahl im Mai 2019 wurde ich vom Wahlkreis Laupheim-Land für die CDU in den Kreistag Biberach gewählt – eine große Überraschung und zugleich Herausforderung, welche ich sehr gerne angenommen habe.
In der Zeit vor der Kreistagswahl war ich viel unterwegs – analog, aber auch digital. Besucht wurden Landjugenden, Buden und Vereine – dort stellte ich mich jeweils in aller Kürze vor, um dann möglichst schnell mit den Menschen ins Gespräch zu kommen – was mir sehr am Herzen liegt. Wir müssen uns darauf besinnen, dass wir das „C“ nicht zur Zierde im Namen unserer Partei tragen, schließlich tragen wir es an erster Stelle. Als CDU-Mitglieder und Mandatsträger brauchen wir ein hörendes Herz am richtigen Fleck – wir müssen als CDU hinaus zu den Leuten, um zu hören, wo der Schuh drückt – dafür müssen wir uns Zeit nehmen zu Hören und Anliegen ernst nehmen. Dabei dürfen wir uns aber meiner Meinung nach nicht verbiegen – wir müssen der Gesellschaft ein politisches Angebot machen, wir brauchen Verlässlichkeit und Standhaftigkeit. Für mich persönlich gilt: Ich sage, was ich denke. Ich mache, was ich sage – und ich stehe zu dem, was ich mache.
Auf die ersten eineinhalb Jahre seit der Wahl blicke ich sehr positiv, die Kreistagsarbeit bereitet mir Freude und der Blick hinter die Kulissen ist sehr interessant. Wichtige Themen für das kommende Jahr sind Konzepte zu den Themen Mobilität und Biodiversität. Beim anstehenden Biodiversitätskonzept muss im Vordergrund stehen, dass die gesamte Gesellschaft in der Verantwortung steht – Landkreisverwaltung, Kommunen, Privatpersonen und Landwirte gleichermaßen. In der Debatte sollte jeder seine Forderungen darauf begrenzen, wozu man selbst auch bereit wäre zu leisten – Politik muss nachvollziehbar sein.
Zum Zeitpunkt der Wahl 19 Jahre jung und als angehender Student waren die Aussichten auf einen Sitz im Kreistag vermeintlich nicht sehr gut. Wenn ich eines aus dieser Wahl gelernt habe – es lohnt sich zu kämpfen. Es lohnt sich zu kämpfen für seine Meinung, für sein Angebot. Und vor allem aber – es lohnt sich zu kämpfen für und mit der CDU. Mit dieser Einstellung sollten wir in die kommende Landtagswahl und in die darauffolgende Bundestagswahl starten.