Seit wenigen Monaten gibt es im Kreis Biberach die Schüler Union. Sie ist von der neuen Linie der Bundes-CDU wenig begeistert, die das dreigliedrige Schulsystem abschaffen will. Constanze Kretzschmar hat sich mit den Vertretern der Schüler-Union Andreas Amann, Philipp Jutz und Patrick Saiger unterhalten.
Ihr sprecht euch gegen die Gemeinschaftsschule aus, für die die Bundes-CDU inzwischen ist. Was ist daran so schlimm?
Amann: Wir haben einfach Sympathien für das dreigliedrige Schulsystem. Da wird man ab der vierten Klasse individuell gefördert.
Jutz: Wenn wir die Abschlüsse in Baden-Württemberg und in Bayern mit denen in anderen Bundesländern vergleichen, sind wir ja weit vorne – weiter, als einige Bundesländer ohne dreigliedriges Schulsystem.
Manche Studien zeigen, dass die soziale Ungerechtigkeit in Deutschland besonders hoch ist, weil die Schüler im dreigliedrigen System so früh sortiert werden.
Jutz: Das kann ich so nicht bestätigen. Mein Vater hat einen Hauptschulabschluss, meine Mutter hat einen Realschulabschluss. Trotzdem geht meine Schwester jetzt aufs Gymnasium, ich mache in zwei Jahren das Fachabitur. Wir haben alle Chancen.
Amann: Unser Schulsystem ist ja durchlässig. Bei mir ist es ähnlich, meine Eltern sind auch keine Akademiker. Ich habe zum Beispiel einen Nachbarn, dessen Eltern als Erwachsene aus der Türkei nach Deutschland gekommen sind. Sie hatten keinen Schulabschluss, der hier anerkannt war. Er ist nach der vierten Klasse aufs Gymnasium gegangen, hat jetzt Abitur.
Trotzdem muss es Gründe dafür geben, dass die Bundes-CDU die Abkehr vom dreigliedrigen System beschlossen hat.
Jutz: Die wüssten wir gern. Die Bezirks-CDU hat sich ja auch dagegen ausgesprochen. Ich glaube, die Umkehr von Frau Schavan, die ja noch vor kurzem das dreigliedrige Schulsystem verteidigt hat, ist Wahlkampftaktik. Die CDU versucht, sich eher in einen grünen Winkel zu begeben.
Amann: Es ärgert uns, dass da einfach etwas beschlossen wurde, ohne mit der Basis zu sprechen. Jetzt müssen wir nachträglich eine Diskussion führen. Saiger: Wir als Schüler können ja besonders gut was zur Bildungspolitik sagen, weil es uns gerade betrifft. Aber mit uns wurde wenig darüber gesprochen.
Was ist das wichtigste, was Schüler in der Schule lernen sollten?
Jutz: Eine gute Allgemeinbildung. Wir gehen ja auf ein Fachgymnasium – da ist es gut, wenn man wirklich gut auf die Hochschule und den Beruf vorbereitet werden.
Amann: Soziale Kompetenz gehört auch dazu, die ist wichtig.
Saiger: Man muss lernen, sich an Regeln zu halten.
Was stört euch an der Schule?
Amann: In fast jeder Klasse, in der ich war, waren 30 Schüler. Das ist zu viel, darum kann sich ein Lehrer dann nicht mehr kümmern.
Jutz: Ich fand die Schule eigentlich gut. Allerdings hat man so einige Lehrer, die gehen gar nicht. Das müsste sich ändern.