RIEDLINGEN – Die Stadt- und Ortsverbände der CDU aus Bad Buchau, Ertingen, Langenenslingen, Riedlingen und Unlingen sowie der Riedlinger Stadtverband der Jungen Union sind vom Beschlussvorschlag der Kreisverwaltung enttäuscht. Das schreiben sie in einem gemeinsam verfassten offenen Brief an alle Kreisräte und fordern diese ausdrücklich auf, nicht zuzustimmen. Die Stadtund Ortsverbandsvorsitzenden begründen ihre Aufforderung mit allzu dürftigen Informationen und dem Fehlen eines klinischen Konzepts. Definitiv vorgesehen sei nur ein Neubau in Biberach „als einzige unumtößliche Tatsäche“. Dagegen lasse der Beschlussvorschlag überhaupt nicht erkennen, wie die Zukunft der Kreisklinik in Riedlingen aussehen soll. Die hiesigen CDU-Vorsitzenden befürchten deshalb, „dass dies ein Sterben auf Raten für die Standorte Laupheim und Riedlingen bedeutet“.
CDU pocht auf Reihenfolge
Der in dem Papier der Kreisvewaltung mehrfach angeführte Begriff des Gesundheitszentrums ist der CDU im Raum Riedlingen „viel zu schwammig“. Er sei nirgends definiert und auf Nachfragen habe kein Experte seine Bedeutung erläutern können. Ihr Fazit: „Der als Grundsatzgbeschluss betitelte Vorschlag zeigt nicht einmal im Ansatz auf, welche medizinischen Leistungen an welchem Standort angeboten werden soll“, heißt es in dem Brief wörtlich. Das wäre aber in ihren Augen die richtige Reihenfolge: zuerst ein schlüssiges Konzept, das sich klar zur dezentralen Struktur bekennt und eindeutig beschreibt, welches medizinische Angebot an welchem Standort erbracht wird – erst dann eine Grundsatzentscheidung der Kreisräte.
Dazu gehört aus Sicht der Verfasser des Briefs eine sinnvolle Abgrenzung zu den medizinischen Angeboten der lokalen Mitbewerber an den Landkreisgrenzen. Sie verweisen darauf, dass die Nachbarkreise ebenfalls eine dezentrale Krankenhausstruktur haben. In der Diskussion werde nicht hinreichend berücksichtigt, dass der Standort Riedlingen als einziges Klinikum zwischen Biberach und Reutlingen eine sehr hohe Akzeptanz über die Kreisgrenzen hinaus genieße. Sollte das Angebot in Riedlingen geschlossen oder ausgedünnt werden, würden ihrer Einschätzung nach viele der zufriedenen Kunden in die Nachbarkreise abwandern – zum Schaden der Region und auch der Klinikgesellschaft des Kreises Biberach, der dann Einnahmen verloren gingen.
Die CDU-Verbände bezweifeln nicht nur die von den Gutachtern unterstellten Patientenströme im Falle einer Umstrukturierung. Ihnen leuchtet auch sonst die betriebswirtschaftliche Betrachtungsweise nicht ein. Dies bezieht sich zum einen auf die konkreten Zahlen. „Es ist unklar, wie die Defizite zustande kommen“, erläutert Armin Schneider, der Pressesprecher der CDU Riedlingen, auf Nachfrage der SZ dazu. „Das Defizit der Betreibergesellschaft ist ja quasi über Nacht aufgetaucht. Wenn man aber mit Ärzten in Riedlingen spricht, berichten sie von einer sehr hohen Auslastung.“ Die Unterzeichner des Briefes können außerdem „nicht ansatzweise erkennen“, wie durch das jetzt vorgelegte Konzept dieses Defizit ausgeglichen werden soll. Zumal bis zum angestrebten Neubau in Biberach Jahre vergehen würden, wie Schneider hinzufügte.
Die Kritik an der betriebswirtschaftlichen Betrachtungsweise versteht die CDU der Raumschaft zum anderen ganz grundsätzlich. Der Staat habe eine Verpflichtung, die Bürger im Gesundheitswesen zu versorgen. Armin Schneider: „Natürlich muss man auf die Zahlen schauen und das Defizit so gering wie möglich halten. Aber dass diese Aufgabe den Staat etwas kostet, ist klar.“ Gewisse Mehrkosten für eine wohnortnahe Versorgung eingeschlossen. „Sonst könnte man ja überspitzt sagen, wir schließen alle Kliniken im Kreis und die Bürger sollen nach Ulm fahren“, sagte Schneider. Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs als denkbare Alternative koste ebenfalls Geld.
Abschließend fordern die Unterzeichner, dass die Kreisräte nur dann einer Konzeption zustimmen, wenn diese auch zukünftig von einem Klinikangebot in Riedlingen ausgeht, welches eine Grundversorgung in Chirurgie, Innere Medizin und Gynäkologie und Geburtshilfe sowie eine fachärztliche ambulante Behandlung und den Notarztstandort garantiert. Dem Brief sei ein Gespräch mit den CDU-Kreisräten vorausgegangen, sagte Schneider.